1959-1974

Für den Verein brechen ruhigere Jahre an. Die Turnhalle ist mit einem Vereinsheim und ausreichenden Anlagen für die Aktiven ausgestattet, der Verein beteiligt sich an Turnfesten in der nahen und weiteren Umgebung, für die neue Fahne werden Fahnenträger bestimmt, die den Sportverein Pfrondorf bei festlichen Anlässen würdig vertreten. Auch innerhalb der Ausschüsse wird es ruhiger. „Die Ermahnung des Vorstandes, in den Sitzungen sachlich zu bleiben, hat anscheinend Früchte getragen. Die heutige Ausschußsitzung verlief in einer bewundernswerten Atmosphäre“, notiert der Schriftführer im März 1959.

Im Sommer 1960 muss das Vereinsheim renoviert werden. Im Jahr darauf soll der Sportplatz instandgesetzt und erweitert werden, nach längerer Suche findet der Verein einen Ausweichplatz in den Strutwiesen. Die Bereitschaft der Mitglieder, in Eigenregie die notwendigen Arbeiten auszuführen, lässt deutlich nach. Die Verweigerung geht so weit, dass beim Pflichtspiel im Dezember 1961 in Lustnau der Verein mit 9 Spielern antreten muss, da die anderen sich weigern, mitzuspielen. Dafür wird in der Turnhalle umso eifriger trainiert. Zur Generalversammlung 1962 berichtet der Hallenwart, „dass im laufenden Jahr 44 Fensterscheiben zu Bruch gegangen sind. Die Fußballer werden gebeten, in der Halle etwas vorsichtiger mit dem Ball umzugehen.“ Drei Jahre später werden die Fenster im unteren Bereich durch Glasbausteine ersetzt – Vereinsalltag.

Rechtzeitig zum 60-jährigen Bestehen des Vereins wird der neue, erweiterte Sportplatz an der Halle fertig. Beide Anlässe werden festlich begangen. Den passenden Rahmen bietet dieses Mal der Gauvolksturntag des Turngaus Achalm, der in Pfrondorf stattfindet. Der Festzug am Sonntag war leider durch einen Platzregen etwas gestört, den Abschluss bildet wieder ein gelungenes Kinderfest am Montag.

Der Verein hat nun nahezu alle sportlich Interessierten integriert. 1960 finden die Schachspieler ihre sportliche Heimat als neue Sparte im Verein und 1964 wird die Faustballabteilung wieder belebt, die 1976 sogar den Aufstieg in die Landesliga schafft.

In der Halle finden jetzt alle Arten von Veranstaltungen statt. Filmabende, Konfirmationen und Hochzeiten, Weihnachts- und Faschingsfeiern des Sportvereins und anderer Pfrondorfer Vereine, Werbeveranstaltungen für Kochgeräte, Bürgerversammlungen und die Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl 1963. Dabei zeigt sich, dass das Klubheim, besonders die Küche, den wachsenden Ansprüchen doch nicht genügt. 1965 wird das Klubheim erweitert, im Obergeschoss wird eine Wohnung eingebaut und die ganze Anlage bekommt eine Zentralheizung. Auch die Turnhalle wird vergrößert. Insgesamt leisten die Mitglieder 3.000 freiwillige Arbeitsstunden. Darunter leidet die Bereitschaft, turnusmäßig die Bewirtschaftung des Klubheims auch noch zu übernehmen. Zu Beginn des Jahres 1968 wird das Klubheim zur Bewirtschaftung verpachtet.

Im gleichen Jahr feiert die Fußballabteilung ihr 40-jähriges Bestehen. Die Abteilung Leichtathletik kann dagegen nicht richtig Fuß fassen. 1970 schließen sich die Leichtathletikabteilungen von Altenburg, Pliezhausen und Pfrondorf zur LG Schönbuch zusammen. Obwohl die LG sportlich sehr erfolgreich ist – 1972 stellt die LG Schönbuch 24 Kreismeister, 14 Bezirksmeister, 1 Baden-Württembergischen Juniorenmeister und 2 Meister sowie 2 Deutsche Jugendmeister – kündigt die LG Schönbuch die Zusammenarbeit mit Pfrondorf bereits 1974 wieder auf.

Sportlicher Höhepunkt in diesen Jahren war sicher das Gaukinderturnfest im Juni 1970 mit über 1.000 teilnehmenden Kindern.

Jeder Familienvater mit eigenem Haus kennt das Problem: mit steigender Anzahl der Köpfe schwindet der verfügbare freie Raum, die Ansprüche der Familie werden höher, die Kosten auch. 1972 hat der Verein bereits über 400 Mitglieder in den Sparten Turnen, Frauenturnen, Fußball, Radfahren, Tischtennis, Faustball und Leichtathletik. Längst genügt die ausgebaute und erweiterte Turnhalle mit dem Klubheim nicht mehr den gestiegenen Anforderungen. Um in der Turnhalle Platz für die Geräte zu schaffen, wird 1971 der Öltank aus dem Heizungskeller entfernt und durch einen 16 000 Liter fassenden Erdtank ersetzt. Für die Trainingsstunden des Fußballbetriebs erstellt die Gemeinde 197 2einen Bitumenhartplatz hinter der Turnhalle, der zunächst großen Anklang findet, aber doch mit erhöhter Verletzungsgefahr verbunden ist.

Im Verlauf der baden-württembergischen Verwaltungsreform schließt sich die Gemeinde Pfrondorf 1971 an die Kreisstadt Tübingen an. Die Verhandlungen gestalten sich schwierig, da die Schönbuchhalle schon von der Gemeinde geplant worden und die Finanzierung gesichert war. Im Vorfeld dieser schwierigen Verhandlungen mit der noch selbstständigen Gemeinde weist der Verein auch auf die ungenügenden sanitären Verhältnisse in der Vereinsturnhalle hin. Männer und Frauen müssen die einzige Dusche nacheinander benutzen. Es gibt nur einen Umkleideraum und eine Toilette. Die Gemeinde sagt eine Förderung des Umbaus zu, da für die Turnhalle – auch neben der geplanten Mehrzweckhalle – noch weiterhin Bedarf besteht. Als Zugeständnis an die Bereitschaft der Gemeinde zum Verzicht auf die Eigenständigkeit wird die Stadt verpflichtet, den Bau der Mehrzweckhalle schnellstens anzugehen und den Turnhallenanbau finanziell zu unterstützen. 1974wird der Turnhallenanbau begonnen, ein Jahr später wird die Mehrzweckhalle eingeweiht. Der Bitumenhartplatz bei der Turnhalle, den die Fußballer nur noch ungern benutzen, wird der neu formierten Sparte Tennis als Spielfeld überlassen. 1976 wird noch die Sparte Volleyball aufgenommen. Im gleichen Jahr wird dem Verein die Ausrichtung der Winter-Gauturnfahrt mit 700 Teilnehmern übertragen.