SV Pfrondorf vs. TSV Dettingen/Erms 6:4 (2:0)

ezirksliga Alb. 13. Spieltag. SV Pfrondorf gegen TSV Dettingen/Erms. 6:4. Ein ganz normales Fussballspiel? Fehlanzeige. Mancher wird sich sicherlich Sonntag-Abends beim gemütlichen Durchstöbern der regionalen Fussballergebnisse gefragt haben, was denn bei diesem Spiel passiert war. Vergleiche mit einem Tennisergebnis sind kaum von der Hand zu weisen, dennoch wurde “nur” Fussball gespielt. Wer sich in der Folge dessen dann nicht zu schade war, den Spielverlauf zu betrachten, wird sich eventuell geärgert haben, dass er an diesem Sonntag nicht in Pfrondorf auf dem Sportplatz zu Gast war. Ein atemberaubendes und verrücktes Spiel endet 6:4.

Zum Spielfilm:
Nachdem man in der letzten Saison noch zwei mal gegen den Gegner verloren hatte, insbesondere mit der 1:6 Auftaktniederlage eine extrem bittere Pille schlucken musste, war die Marschroute von Coach Steve Trevallion klar: gewinnen.

2. Minute. Der Mannschaft um Kapitän Pippo Badke gelang ein Start nach Maß. Bereits in der zweiten Minute konnte Topscorer Luki Wittlinger das 1:0 erzielen. Nachdem der gegnerische Torwart den Ball erhalten hatte, lief unsere Nummer 20 diesen raffiniert an und setzte diesen entscheidend unter Druck, sodass dessen Klärungsversuch nur das Bein von Wittlinger traf und von dort aus ins Tor ging. Klasse!

In der Folge konnte sich der Gastgeber mehrere Male in der gegnerischen Hälfte einnisten oder den Ball geschickt in den eigenen Reihen zirkulieren lassen. Ein weiteres Tor war jedoch trotz einiger Torchancen zunächst Mangelware. Dies sollte sich in der 28. Minute ändern.

28. Minute. Mitte der zweiten Halbzeit war es Fabi Bart, welcher einen öffnenden Diagonalball (“Laserball”) auf Marvin Heim schlug. Dieser ließ die Kugel direkt klatschen auf Tim Meslin. Dieser bediente Maik Rockenbauch, welcher eine butterweiche Flanke in den Sechzehner schlug. Dort stand unsere Nummer 18 Dani “Jack” Schreier, welcher den Ball schön behaupten und gekonnt einen Gegenspieler aussteigen lies. Frei vor der Kiste behielt dieser gewohnt die Ruhe. Der Ball zappelte links unten im Netz. 6. Saisontreffer für Jacky! Yes Baby!

Bis zu diesem Zeitpunkt war der SVP die klar bessere Mannschaft. Im Defensivverbund stand man sehr kompakt und konnte so den Angriffsbemühungen der Gegner ein ums andere Mal bereits früh den Wind aus den Segeln nehmen. Ein Indiz dafür ist vor allem, dass Alex Bauer, welcher den abwesenden Joni Wutzler vertreten durfte, kaum etwas zu tun hatte.

45. Minute. Mit einem 2:0 ging es in die Halbzeit. Bis zu diesem Zeitpunkt war es noch ein “normales” Fussballspiel. Die Betonung liegt auf “noch”.

Coach Steve war mit der Leistung seiner Mannschaft in den ersten 45 Minuten sehr zufrieden. Trotzdem appellierte er an die Mannschaft, sich dieser Spielkontrolle nicht berauben zu lassen und weiter das Spiel zu bestimmen.

Die ersten 10 Minuten glichen denen der letzten 45 Minuten.

57. Minute. Dies sollte sich ändern. Nachdem die Uhr zum 56. Mal die 60 Sekunden durchlaufen hatte, waren 57 Minuten gespielt. Dies war der Moment als aus einem “normalen” Fussballspiel ein “Wahnsinns-Spiel” werden sollte. Ein langer Ball hinter die eigene Abwehrreihe fand die gegnerische Nummer 10. Dieser nahm den Ball an, lies einen Gegenspieler aussteigen und vollendete gekonnt zum 2:1. 57. Minute – 2:1. Und plötzlich war alles anders. Nach diesem Treffer wurde Max Höcketstaller zur Bank gerufen und war dabei sich fertig zu machen. Bevor dieser jedoch das Spielfeld betreten sollte, sollte noch einiges passieren.

60. Minute. Dem Gegner wurde ein Freistoß aus halbrechter Position zugesprochen. Diesem nahm sich wieder die Nummer 10 an. Normalerweise keine Position um es direkt zu versuchen. Jedoch eine Position um den Ball scharf in den Sechzehner in Richtung langem Eck zu schlagen. Und genau das war passiert. Die scharfe Hereingabe flog an Freund und Feind vorbei, ohne dass jemand diesen berührt hatte und schlug unhaltbar für Alex neben dem Pfosten ein. Erinnerungen an das Derendingen Spiel wurden wach. 61. Minute – 2:2. Aus einem Spiel, welches der SVP ganz klar dominiert hatte, wurde ein Spiel, in welchem fast nur noch Dettingen/Erms am Drücker war. Das Momentum war gekippt.

64. Minute. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Dieses verlagerte sich vollends auf die Seite der Gegner als nur weitere 3 Minuten später, das 3:2 für den TSV Dettingen/Erms fallen sollte. Nach einer scharfen Hereingabe von der linken Seite, war der gegnerische Stürmer einen Ticken eher am Ball als der herauseilende Alex. Aus einem sicher geglaubten 2:0 wurde binnen von 7 Minuten ein 3:2.

65. Minute. Nun endlich, nachdem er noch zwei Tore an der Seitenlinie mit anschauen durfte, betrat unsere Nummer 15, Max Höcketstaller den Platz.

66. Minute. Doch es kam sogar noch bitterer für den SVP. Nur eine Minute später wurde den Gästen ein gerechtfertigter Elfmeter zugesprochen. Dieser wurde dermaßen sicher verwandelt, dass Alex keine Chance blieb. 66. Minute – 2:4. Was war denn da los?! Innerhalb von 9 Minuten drehten die Gäste das Spiel und schossen vier Tore. Der ein oder andere Pfrondorfer hatte sich daran erinnert gefühlt, dass man bereits bei der empfindlichen 6:1 Niederlage in der letzten Saison innerhalb von kürzester Zeit drei Gegentore kassiert hatte. Jedoch handelte es sich dabei um die Treffer 4:1, 5:1 und 6:1 und nicht um solche, die das bisherige Spielgeschehen komplett auf den Kopf stellen sollten. In dieser Phase hätte es somit durchaus passieren können, dass man nach einem Toilettengang paar Tore verpasst hatte.

67. Minute. Die Entgeisterung und Fassungslosigkeit war den Hausherren mit jedem weiteren Gegentor mehr ins Gesicht geschrieben. Nicht wenige sprachen nach dem Spiel davon, dass sie dieses Spiel als verloren geglaubt und so etwas noch nie erlebt hatten. Doch wie schon so oft in dieser Saison darf man diese Mannschaft niemals abschreiben.

67. Minute. Was nun folgen sollte, war der Inbegriff von Leidenschaft, purem Glauben und unbändigem Willen. Attribute, welche die Mannschaft in dieser Saison wie fast keine andere verkörpert. Es gelang der Mannschaft ein eigentliches Todesurteil abzuwenden und das Spiel zu drehen. Aber Schritt für Schritt.

Maßgeblich beteiligt an dieser Wende war der eben angesprochene Max Höcketstaller. Die Presse titulierte zu recht: der stark aufspielende Max Höcketstaller. Auch Fußball.de schrieb in ihrer Überschrift zum Spielbericht: Max Höcketstaller leitet die Wende ein.

68. Minute. Max konnte den psychologisch so wichtigen Anschlusstreffer markieren. Dieser fiel direkt in der Phase als der Gegner wahrscheinlich sicher war, dass hier nichts mehr anbrennen sollte und eher daran dachte, wie viele Tore man noch schießen werde. Nach dem Spiel war man sich einig, dass dieses Spiel mit Sicherheit verloren worden wäre, hätte man nicht innerhalb kürzester Zeit eine Antwort gefunden. Nach einem schönen Chip-Ball aus halbrechter Position hinter die Abwehrreihe von Heim , lief Max auf den Torwart zu und überlupfte diesen frech. Geil. 3:4.

72. Minute. Bei dieser Antwort blieb es nicht. Auch 4 Minuten später sollte der Wahnsinn keinen Abbruch finden. Nach einer Flanke von der linken Seite kam Badke zum Kopfball. Dessen druckvoller Abschluss wurde zunächst sensationell vom gegnerischen Torwart pariert. Doch Dani Schreier schaltete blitzschnell und warf sich mit allem was er hatte in den abprallenden Ball hinein und schob zum 4:4 ein. Wie gesagt: unbändiger Wille. Anstatt das Tor ausgiebig zu bejubeln und erstmal durchzuatmen, wurde der Ball geschnappt und direkt in die eigene Hälfte gesprintet. Man wollte unbedingt gewinnen! Oh yeees!

74. Minute. Das Fass kochte über. Max Höcketstaller trat eine Ecke, welche er zuvor selbst herausgeholt hatte. Dessen Flanke flog druckvoll, jedoch zugleich butterweich auf Höhe des “Fünfers”. Dort war es Luki Wittlinger, der nicht gerade als Uwe Seeler bekannt ist, welcher sich von seinem Gegenspieler lösen und seinen Äpfel hinhalten konnte. Dessen Kopfball fand unhaltbar für den gegnerischen Torwart, seinen Weg ins Netz. Wahnsinn! WAHNSINN! Dieses Mal war der Jubel ausgelassen und hätte das Stadion eine überdachte Tribüne hätte man davon sprechen können, dass das Tribünendach weggeflogen ist. 66. Minute 2:4 -> 74. Minute 5:4. Nur 8 Minuten hatte es gebraucht, ein vermeintlich verloren geglaubtes Spiel doch wieder zu drehen. Purer Wahnsinn. Innerhalb von 17. Minuten waren somit 7 Tore gefallen.

76. Minute. Die Spielfreude der Eichhörnchen sollte kein Ende finden. Durch dieses Comeback beflügelt, wurden bei der Heimmannschaft nochmal neue Kräfte freigesetzt. Diese kombinierten sich weiter munter durch die Reihen und wollten dieses Mal wirklich den Deckel drauf machen. Kurz nach dem Führungstreffer wurde unsere Nummer 20 frei gespielt. Dass dieser schießen kann, dass dieser einen Hammer hat und dass dieser weiß wie er damit umzugehen hat, ist bekannt. Dies sollte er fast perfekt zur Schau stellen. Aus 30 Metern halblinker Position fasste sich dieser ein Herz und traf den Ball mehr als satt. Zunächst sah dieser “Huf” so aus, als würde er sein Ziel verfehlen, doch dieser nahm eine Flugkurve an, welche damit endete, dass das runde Leder gegen das Lattenkreuz knallte. Heidebimbam. Das wäre eine Bude geworden. Vielleicht wäre dies des Guten aber auch zu viel gewesen. Aber andererseits auch bezeichnend.

78. Minute. Kurz darauf, beim Stand von 5:4. Es war zur Abwechslung kurzzeitig kein weiteres Tor gefallen wurde auch dem SVP ein Elfmeter zugesprochen. Dessen nahm sich, der sonst so sicherer Schütze Wittlinger an. Aus der Formulierung lässt sich erahnen, dass dieser die Chance zur Vorentscheidung leider liegen lies. Der gegnerische Torwart bestätigte seine gute Tagesform und konnte den hart geschossenen Elfmeter von Luki glänzend parieren.

Dass in der zweiten Halbzeit bisher nur Tore beschrieben wurden und die einzigen zwei weiteren Aktionen ein Lattenkracher aus 30 Metern und ein verschossener Elfmeter waren, ist symptomatisch für das Spiel.

80+ Minute. Aus dem gehaltenen Elfmeter schöpften die Gäste noch ein mal Mut und machten wieder Druck. Die letzten 10 Minuten der Partie waren davon bestimmt, dass die Gäste alles auf eine Karte setzten und unbedingt den Ausgleichstreffer erzielen wollten. Zum Spielverlauf hätte es definitiv gepasst. Dieses Szenario wäre dann sogar beinahe eingetreten.

88. Minute. Kurz vor Schluss kam es nach einer Ecke der Gäste zu einer heiklen Situation im eigenen Fünf-Meter-Raum. Die Eichhörnchen waren nicht in der Lage den Ball zu klären und so kam es zu einem Rumgestocher, welches mehrere Sekunden anhalten sollte. Schließlich gelang es dem SVP den Ball zu klären und es war zu spüren, dass mit dieser vergebenen Chance die letzten Hoffnungen der Gäste, doch noch etwas Zählbares aus diesem verrückten Spiel mitzunehmen, geschwunden waren.

93. Minute. “Jacky” Schreier war es vergönnt, seinen Dreierpack zu schnüren und damit mit 8 Saisontreffern auf Luki Wittlinger aufzuschließen. Nachdem sich der eingewechselte Ferdi Schwarz schön über die rechte Seite durchsetzen konnten, brachte dieser den Ball zielgenau auf Schreier. Dieser musste nur noch den äußeren Oberschenkel hinhalten (Bitte? ja gut, wieso auch nicht.) und es Stand 6:4. Damit endete eine verrückte und in Teilen wahnsinnige zweite Halbzeit.

Ein Steven Spielberg Film.

Fazit zum Spiel: Eichhörnchen-Geil!

Ein großes Dankeschön gilt auch heute wieder unseren großartigen Fans, welche uns unterstützt und motiviert haben!

Ausblick auf die kommende Woche: Der SVP belegt mit 25 Punkten einen starken vierten Tabellenplatz. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt dabei nur 3 Punkte. Am kommenden Sonntag darf die Mannschaft von Coach Steve Trevallion nach Pfullingen reisen und wird dort auf die U23 des VfL Pfullingen treffen. Ein Gegner mit welchem der SVP durchaus positive Erfahrungen gemacht hat. Letztes Jahr konnte man 4 von 6 Punkten gegen jenen Gegner holen und sich im Viertelfinale des Pokal durchsetzen. Dennoch ist das Team um Kapitän Pippo Badke gewarnt. Nach einem unglücklichen Saisonstart hat sich der kommende Gegner inzwischen mit einem neuen Trainer auf den 12. Tabellenplatz vorgekämpft. Der SVP wird jedoch alles daran setzen auch dieses Spiel erfolgreich zu gestalten und weiter bei den “Großen” mitschwimmen zu können.

Gespielt haben:
Bauer – Royer, Badke, Bart, Füger (F. Schwarz, 77.) – Rockenbauch, Meslin – Heim, Felici (Höcketstaller, 65.), Wittlinger (M. Schwarz, 89.) – Schreier.