SV Croatia Reutlingen : SV Pfrondorf 1:6 (0:2)

Sensationell ! Unglaublich ! Historisch ! Wahnsinn ! Einzigartig ! Pokalfinale !

Die Superlative für die Leistung der Mannschaft scheinen grenzenlos. David gegen Goliath. Favorit gegen Underdog. Zweimaliger Titelverteidiger gegen den Titelträger von 1966. Die Vorzeichen schienen klar. Auch die Statistik der Bezirksliga-Saison sprachen für die Hausherren. Ein Unentschieden und eine Niederlage standen zu Buche. Mit dieser Gewissheit machten sich die Eichhörnchen am 1. Mai auf den Weg nach Reutlingen.

Von Angst oder Verunsicherung war den Männern um ihren Kapitän Patrick Füger jedoch nichts anzumerken. Seit Wochen war zu spüren, dass die Mannschaft bis in die Haarspitzen motiviert war ins Finale einzuziehen und dort die Chance zu haben, den Pokal in die Höhe zu stemmen. Untermauert wurde diese Einstellung von dem Wissen, dass man die Kroaten bereits in der Runde durchaus vor Probleme stellen konnte.

Coach Steve Trevallion veränderte sein Team im Vergleich zum 2:2 in Hirrlingen auf drei Positionen. Vorab gilt ein Riesen-Dank den mitgereisten SVP-Ultras, welche sich in Blau und Weiß am Spielfeldrand versammelt hatten und ausgestattet mit Bannern und Trommeln die Mannschaft bedingungslos nach vorne gepeitscht hatten! Chapeau!

Zum Spiel: Zu Beginn des Spiels gestaltete sich das erwartete Bild, der SVP war darauf besinnt, kompakt zu stehen und durch ihre schnellen Offensivspieler zu Kontermöglichkeiten zu kommen, während die Reutlinger bemüht waren, Spielkontrolle zu erlangen. Beides gelang in der Anfangsphase nur mäßig. Dementsprechend entwickelte sich ein Mittelfeldgeplänkel, geprägt von vielen Zweikämpfen und Befreiungsschlägen. Ein Highlight dieser Phase war zumindest die kreativen Fangesänge, welche dem ein oder anderen Zuschauer sicherlich ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert hatte.

Bis zur 16. Minute. Nachdem den Eichhörnchen ein Eckball zugesprochen wurde, wurde dieser auf den am Sechzehnereck positionierten Luki Wittlinger gespielt. Dieser nahm sein Herz in die Hand und brachte den Ball per Halb-Flanke und Halb-Schuss im langen Eck unter. Wie dem auch sei, geile Bude! Dies sollte der Dosenöffner für ein munteres Pokalspiel sein.

Zu diesem Zeitpunkt ertönte bereits zum ersten Mal der Fangesang: “Wir hol’n den Pokaaaaaal!” Zugegeben war dies zu diesem Zeitpunkt und angesichts der Klasse der Reutlinger vielleicht etwas früh. Dies könnte zum Einen der Euphorie als auch dem ein oder anderen Tropfen eines Hopfengetränkes geschuldet gewesen sein. Jedoch ahnte zu diesem Zeitpunkt auch noch keiner, wie sich der weitere Spielverlauf entwickeln sollte.

Kurz darauf war es Ferdi Schwarz, welcher nach einem tollen öffnenden Pass von “Ringelnatter” Jojo Steib in Szene gesetzt wurde und aus 20 Metern das Leder in das lange Eck hämmerte. Kann man mal so machen! 2:0! Die Freude war riesig. Jedoch waren sich die Eichhörnchen dessen bewusst, dass man bereits in der Hinrunde eine 2:0 Führung aus der Hand gegeben hatte. Demnach wollte man sich keinesfalls auf diesem Zwischenstand ausruhen.

In der Folge konnte sich Joni “Wutz, Wutz, Wutz” Wutzler mit einigen starken Aktionen auszeichnen. Auch der komplette Defensivverbund machte einen super Job. Gleichzeitig gelang es den Pfrondorfer ein ums andere Mal gefährlich ins letzte Drittel zu gelangen.
Mit einem 2:o ging es in die Halbzeit. In der Kabine mahnte der zufriedene Coach die Mannschaft, dass Croatia nun versuchen werde, alles in die Waagschale zu legen um noch einmal in dieses Pokal-Halbfinale zu finden. Weiter wollte man versuchen ein weiteres Tor zu erzielen.

Dass dieser Wunsch direkt in der 47. Minute in Erfüllung geht, hätten sich wahrscheinlich die wenigstens zu träumen erlaubt. Nach einem Ballgewinn des eifrigen und engagierten Lui Felici und einem doppelten Doppelpass war es Marvin Heim, welcher alleine auf den Torhüter zulaufen und zum 3:0 vollenden konnte. Wahnsinn!

Jedoch steckten die Gäste nicht auf und spielten weiter munter nach vorne. In einer Drangphase gelang der Heimmannschaft der durchaus sehenswerte Anschlusstreffer zum 1:3. Nach einer Ecke herrschte Verwirrung im eigenen Sechzehner, bevor schließlich Joni Wutzler in der Lage war, den Ball per Faust aus dem Gefahrenbereich zu befördern. Vermeintlich. Denn genau dort lauerte die Nummer 40 der Reutlinger. Dieser traf den Ball satt per Direktabnahme, sodass er über Freund und Feind hinweg ins Tor segelte.

Ein kleiner Dämpfer. Jedoch nicht mehr und nicht weniger. Dies ist vor allem deswegen erwähnenswert, weil die Mannschaft in der Saison des Öfteren nach einem Anschlusstreffer zu wackeln begann.

8 Minuten später war es nämlich Luki Wittlinger, welcher seinen zweiten Treffer markieren konnte. Und wie! Nach einer butterweichen Bogenlampen-Flanke von Tim Meslin, drosch besagter Wittlinger das Spielgerät per Direktabnahme an die Unterkante der Latte. Von dort landete der Ball im Tor. 1:4! Unglaublich! Die meisten Zuschauer, wahrscheinlich auch die eingefleischtesten SVP-Anhänger konnten ihren Augen nicht glauben. Und das lag nicht einmal nur am Doppelpack von Wittlinger, sondern an dieser couragierten und beeindruckenden Leistung der Gäste.

Doch damit noch nicht genug. In der 79. Minute war es Tim Meslin, welcher auf 1:5 erhöhen konnte. Wer geglaubt hatte, dass dessen sehenswerter Treffer gegen Hirrlingen pures Glück war, war schief gewickelt. Mit einem sehenswerten Tor aus ca. 25 Metern ins kurze Eck, bewies Meslin, dass dieser durchaus in der Lage ist Traumtore zu erzielen. Man wünscht sich, dass ihm dieses Kunststück auch noch einmal am Sonntag gelingt. Maik Rockenbauch kommentierte die Aktion nach seiner Auswechslung wie folgt: “Ich hab zu ihm noch geschrien, dass er Zeit hat und dann haut er das Ding einfach so rein”. Kann man so stehen lassen.

In der 83. Minute war es dann noch Dominik Kuti, welcher sich nach einem Sprint über das halbe Feld und der mehrmaligen Aufforderung, ihm endlich den Ball durchzustecken, belohnen konnte und den Ball gegen die Laufrichtung des Torhüters im Netz unterbringen konnte.

Mit diesem Ergebnis endete auch das Spiel. Unglaublich. Nachdem man dem sehr fairen und starken Gegner noch viel Glück für die Aufsstiegshoffnungen gewünscht hatte, konnte die Mannschaft endlich in die “Kurve” zu ihren geilen Fans. Coach K war es vergönnt, mit seiner vom Stuttgarter Frühlingsfest sowie vom 90-minütigen Singen geplagten Stimme, das HUMBA anzustimmen.

Schließlich bleibt noch zu sagen, dass der Traum den Pokal das erste Mal seit 1966 tatsächlich zu gewinnen, am Leben gehalten wurde. Demnach erhalten die Fans noch einmal die Chance ihr Lied zu skandieren. Hoffentlich mit einer genauso grandiosen, vielleicht ja sogar noch geileren Unterstützung – Ihr seid die Besten!

Und all das, absolut verdient! Die Pfrondorfer konnten durch eine super super super Leistung den Finaleinzug perfekt machen. Im Finale, dessen Datum und Spielstätte noch nicht final terminiert wurde, trifft die Mannschaft auf den SV 03 Tübingen II. In dieses Duell wird die Mannschaft als vermeintlicher Favorit gehen. Jedoch ist im Finale und vor allem im Pokal alles möglich. Es wird ein spannender Pokalfight.

Bevor jetzt allerdings zu viel vom Pokalfinale geträumt und darauf hingefiebert wird, gilt es den Fokus wieder auf die Liga zu richten und dort wichtige Nüsse für das weitere große Ziel, den Klassenerhalt zu sammeln. Diese Chance besteht bereits am kommenden Sonntag gegen den Tabellenführer aus Rottenburg. Der SVP empfängt diese auf dem Höhberg. Die Vorzeichen scheinen auch für dieses Spiel klar. Doch haben die Jungs in den letzten Wochen und vor allem am Mittwoch gezeigt, was wirklich in ihnen steckt. Man darf also gespannt sein und hoffen, dass die positive Leisungskurve weiterhin nach oben zeigt.

Gespielt haben:

Wutzler – Walker, König (83. Badke), Füger, Marco Schwarz – Steib (60. Meslin), Rockenbauch (79, Kuti) – Wittlinger, Felici, Ferdi Schwarz – Heim (60. Schreier).

Heja SVP!

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Wir hol’n den Pokaaaaaaaaaaal!

P.S.: Verzeihen Sie mir die teilweise überschwänglichen Beschreibungen der Spielszenen, doch veranlasst die Leistung und das Spiel an sich, zu nichts weniger!